Werden die Kunst und ihre Räume wieder enger und elitärer?
„Wo es weniger zu verteilen gibt, da werden gerade diejenigen von Teilhabe ausgeschlossen, denen man eben erst die Türen geöffnet hatte. Und das ist auch jetzt so. Ästhetische, sprachliche und physische Barrieren werden wieder hochgezogen, die Kunst und ihre Räume werden enger und elitärer.“
So hat das Performance-Kollektiv She She Pop die aktuellen Sparpläne in Berlin auf den Punkt gebracht. Wir teilen diese Beobachtung.
Von den Plänen bedroht sind auch zwei Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten. Sie sind für Kulturarbeit in ganz Deutschland von hoher Bedeutung: Diversity Arts Culture und das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung. Wir hoffen sehr, dass diese wichtigen Einrichtungen ihre Arbeit werden fortsetzen können!
mit unserer Arbeit in Baden-Württemberg rücken wir, gemeinsam mit Ihnen, unser vielstimmiges kulturelles Miteinander ins Zentrum. Wir fragen, was es an Veränderungsprozessen braucht, um allen Menschen gleichberechtigte Teilhabe an Kunst und Kultur zu ermöglichen. Damit fördern wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt und stärken unsere Demokratie. In den letzten Monaten haben viele Kolleg*innen im Land, unterstützt durch unsere Förderung und Beratung, Veränderungsprozesse in ihren Kulturinstitutionen, in ihren Verbänden, Netzwerken, Ensembles und Vereinen neu angestoßen oder fortsetzen können.
Im Laufe dieses Jahres haben wir am neuen Programm Diversity Audit Kunst und Kultur gearbeitet. Im Oktober war die Entwicklungsphase abgeschlossen, 2025 wird das Audit in eine Pilotphase eintreten. Es unterstützt größere Kultureinrichtungen dabei, sich beispielsweise in Hinblick auf Personal, Programm oder Publikum gezielt diversitätsorientiert(er) aufzustellen.
Bereits im Oktober haben wir den zweiten Beitrag in unserer Leitfadenreihe HOW TO veröffentlicht. In dieser Ausgabe dreht sich alles um Audiodeskription im Theater: Aus der Praxis für die Praxis.
Mit uns stellen auch viele von Ihnen die Weichen auf Teilhabe: Gerade erst konnten wir die fünfte Ausschreibungsrunde unseres wichtigsten Förderprogramms »Weiterkommen!« abschließen und 23 Einrichtungen zur Förderung auswählen.
Teilhabe unterstützen wir am Stadtensemble des Nationaltheaters Mannheim bereits seit der Spielzeit 2022/23. Dort wird die langfristige partizipative Theaterarbeit mit Bürger*innen der Stadt erforscht und die Wirkungen dieser „KUNSTBEZIEHUNGEN“ (so der Projekttitel) auf das Nationaltheater selbst untersucht werden. Auf dem Internationalen Fachkongress zu Partizipation „Community Arts am Theater“ werden die Ergebnisse am 25.-27.06.2025 vorgestellt und diskutiert.
Eine breite Auswahl an Terminen, Fördermöglichkeiten und weiteren Nachrichten aus dem Bereich der Kunst und Kultur finden Sie wie immer ebenfalls in diesem Newsletter. Wir wünschen viel Spaß und die eine oder andere Inspiration bei der Lektüre!
Mit herzlichem Gruß,
Ihr Team des Zentrums für Kulturelle Teilhabe
Blinde und sehbehinderte Menschen gehen auch gern ins Theater!
Zumindest dann, wenn diese Zielgruppe beim Theater buchstäblich auch Gehör findet. Dafür gibt es ein Mittel, das in Film und Fernsehen bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert etabliert ist, das im Theater aber nur nach und nach Eingang findet: die Audiodeskription. Um diese gesprochene Beschreibung des Bühnengeschehens umzusetzen, muss an Vieles gedacht werden: Es braucht ein Skript, geschulte Sprecher*innen, die passende technische Ausrüstung, die Organisation von Bühnen-Tastführungen und noch einiges mehr.
Doch um mehr Teilhabe für blinde und sehbehinderte Menschen wirklich voranzubringen, kann ein Theater noch viel mehr tun. Die Barrieren, die sich einem Theaterbesuch in den Weg stellen, sind zahlreich – aber Möglichkeiten, als Theater eigene Wege zu finden und sein Angebot neu zu denken, sind ebenfalls vielfältig!
In mehreren Praxisbeispielen sowie mit reichhaltigen Sammlungen von Tipps, Tricks, Ideen und Erfahrungen wollen wir Sie anregen, auch an Ihrem Theater solche Schritte zu gehen.
Hier geht es zum kostenlosen Download des HOW TO: Audiodeskription im Theater.
Meilenstein beim Diversity Audit Kunst & Kultur: Die Entwicklung des ersten diversitätsorientierten Zertifizierungsprogramms speziell für den Kunst- und Kulturbereich wurde am 17.10.2024 in feierlicher, großer Runde abgeschlossen.
In einem ko-kreativen Entwicklungsprozess konnten das ZfKT und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft auf die Expertise des Entwicklungsteams und eines erweiterten Expert*innenforums setzen.
2025 folgt eine Pilotphase mit ausgewählten Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg. Mit dem Diversity Audit Kunst & Kultur entsteht ein von Expert*innen begleitetes Programm der Selbstevaluation und Organisationsentwicklung. Kultureinrichtungen können sich darauf bewerben, um sich gezielt diversitätsorientiert(er) aufzustellen.
Alle Details zum Diversity Audit Kunst und Kultur finden Sie hier.
„(K)ein Kunststück – Powersharing im Kulturbetrieb fördern“ ist ein Programm der Bildungsstätte Anne Frank, gefördert vom Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg und der Robert Bosch Stiftung.
Beim Powersharing geht es zum einen um die Anerkennung ungleicher Machtverhältnisse und zum anderen darum, diese Privilegien und Ressourcen so umzuverteilen, dass Teilhabe- und Gestaltungsmöglichkeiten für marginalisierte Gruppen wie z.B. Betroffene von Rassismus und Antisemitismus oder Menschen mit Migrationsgeschichte gegeben sind. Ein herausfordernder, aber auch notwendiger Prozess!
„(K)ein Kunststück“ setzt in der laufenden zweiten Programmrunde den Fokus auf die Reflexion von Macht- und Ressourcenverteilung im Zusammenhang mit Rassismus und Antisemitismus. Neben der Vertiefung der Kenntnisse zu den beiden Diskriminierungsformen zielt das Programm auf die Umsetzung von Powersharing auf interpersoneller und institutioneller Ebene.
Zur Förderung einer Kultureinrichtung aus Baden-Württemberg in der laufenden zweiten Programmrunde von „(K)ein Kunststück“ kooperiert das ZfKT mit der Bildungsstätte Anne Frank.
Bis zum 15. Januar 2025 sind Kulturinstitutionen bundesweit dazu eingeladen, sich für die Teilnahme am Programm zu bewerben.
Hier geht es zur Ausschreibung.
Sie überlegen, der Expertise von Kindern und Jugendlichen (mehr) Raum in Ihrer Kultureinrichtung zu geben? Sie möchten sie beteiligen, mitgestalten lassen? Sie wissen aber noch nicht, wie? Bei „Bewegt was!“ geht es um berufsbegleitende Weiterbildung: Planung, Organisation und Durchführung von Beteiligungsprozessen mit Kindern und Jugendlichen.
Das ZfKT vergibt Stipendien für die zertifizierte Weiterbildung „Bewegt was! – Weiterbildung zum*r Moderator*in für Kinder- und Jugendbeteiligungsprozesse“ der Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung Baden-Württemberg.
Die Weiterbildung qualifiziert umfassend für die Planung, Organisation und Durchführung von Beteiligungsprozessen mit Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmenden bekommen theoretisches Wissen sowie praktische Methoden an die Hand und tragen diese durch ein Praxisprojekt weiter in ihre Einrichtungen oder Organisationen.
Um ein Stipendium zu erhalten, bewerben Sie sich an zwei Stellen: Einerseits auf die Teilnahme am Qualifizierungsprogramm auf der Webseite der Servicestelle. Andererseits auf die Finanzierung Ihrer Teilnahme über unser Stipendium auf unserer Webseite.
Teilnahmeplätze und Stipendien werden in der Reihenfolge des Eingangs vergeben.
Bereits zum fünften Mal dürfen wir in diesem Jahr im Rahmen unseres ältesten und wichtigsten Förderprogramms »Weiterkommen!« rund 500.000 Euro an Kultureinrichtungen im Südwesten vergeben.
Die die 53 eingegangen Anträge zeigten, zieht das Programm nach wie vor hohes Interesse auf sich. 14 Monate lang werden nun 23 ausgewählte Kulturinstitutionen, Kulturvereine und Ensembles in Baden-Württemberg mit bis zu 25.000 Euro bei Entwicklungsprozessen unterstützt, durch die Kulturelle Teilhabe bei ihnen vorankommt.
Wir bedanken uns bei allen Antragsteller*innen und freuen uns über die wunderbare Auswahl - die unserer Fachjury erneut nicht eben leicht fiel. Die Ansätze der Kultureinrichtungen und -akteur*innen in Baden-Württemberg, um Kulturelle Teilhabe zu ermöglichen oder zu verbessern, sind so vielfältig wie kreativ.
Unter den insgesamt 23 geförderten Vorhaben sind:
1. Die Arbeit des Historischen Museums Reutlingen mit Partnerorganisationen, um die laufenden Umbaumaßnahmen in Gebäuden der Oberamteistraße zu Orten mit musealen und kulturellen Angeboten für eine gleichberechtigte Teilhabe zu nutzen,
2. die Schaffung eines mobilen Kunst- und Kulturraums „Kunstcontainer“ zur frühkindlichen Kulturellen Bildung für Kindergärten in ländlichen Räumen durch das Landratsamt Ostalbkreis,
3. das Vorhaben zum Wissenstransfer „Erhalt von Kinos und Standorten für Kulturverantwortliche, Initiativen und Kommunen“ des weit vernetzten Landesverbandes der Kommunalen Kinos Baden-Württemberg.
Wir gratulieren den Teams der ausgewählten Fördervorhaben!
Eine vollständige Liste finden Sie in unserer Pressemitteilung hier.
Save The Date!
03.06.2025, 14:00-20:00 Uhr, Hospitalhof Stuttgart
Die Moderation des Tages übernimmt Schauspielerin und Moderatorin Kübra Sekin.
Die Veranstaltung ist öffentlich und richtet sich an alle, die sich für das Thema und das dazugehörige Netzwerk interessieren. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Das offizielle Programm, Hinweise zur Barrierefreiheit und die Möglichkeit zur Anmeldung folgen Anfang 2025.
Das Programm „Kurswechsel Kultur – Netzwerk. Richtung. Inklusion.“ wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Es wird von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg durchgeführt.
Im Programm werden derzeit sieben Kultureinrichtungen aus Baden-Württemberg über einen Zeitraum von 2,5 Jahren bei der Weiterentwicklung von mehr inklusiver Teilhabe unterstützt.
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